Das russische Fernsehen zu pikanten Details über Macron, über die deutsche Medien nicht berichten
In der russischen Sendung „Nachrichten der Woche“ ging es am Sonntag auch um Frankreich. Dort wurde der ehemalige Leibwächter Macrons, der schon für negative Schlagzeilen gesorgt hat, als er persönlich in Polizeiuniform Gelbwesten verprügelt hat, nun wegen diverser Vorwürfe festgenommen. In den Medien wurde darüber kaum berichtet, dort waren antisemitische Anschuldigungen gegen die Gelbwesten das bestimmende Thema. Das russische Fernsehen hat sich die Sache näher angeschaut. Ich habe den Bericht übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
In Frankreich veröffentlichte der Senat einen Bericht, in dem er die Personalpolitik von Präsident Macron bei seinen Sicherheitskräften kritisierte. Vorwürfe gab es vor allem gegen den ehemaligen Personenschützer des französischen Staatspräsidenten Alexandre Benalla, der auch sein Berater und ehemaliger stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung war.
Nun sitzt Benalla im Gefängnis. Er wird wegen vier Vergehen angeklagt, in denen es sowohl um großes Geld als auch um zweifelhafte Verbindungen, sowie um illegalen Erwerb von Schusswaffen und sogar um Körperverletzung gegen Demonstranten auf den Straßen von Paris geht. Für Macron ist dies ein schwerer politischer Schlag, vor allem, da der gutaussehende, durchtrainierte 26-jährige Marokkaner Gerüchten zufolge Macrons Liebhaber ist. Und tatsächlich war die Nähe zwischen Macron und Benalla so auffällig, dass Macron schon gezwungen war, den Gerüchten öffentlich zu widersprechen. (Anm. d. Übersetzers: In dem Bericht wird die Szene, in der Macron das Gerücht öffentlich bestreitet, an dieser Stelle gezeigt)
Pikant an der Geschichte ist nicht, ob Macron homosexuell ist oder nicht. Schließlich gibt es in Frankreich unter Politikern bekennende Schwule. Pikant ist die Tatsache, dass Macron sich im Wahlkampf als vorbildlicher Familienmensch präsentierte, zusammen mit Brigitte, die seine Mutter sein könnte. Wenn sich nun herausstellt, dass die Ehe von Macron nur ein PR-Gag für den Wahlkampf war, dann wird eine solche Lüge den amtierenden französischen Präsidenten viel schneller politisch begraben, als es selbst die Gelbwesten in den Straßen französischer Städte können.
Was die Gelbwesten betrifft, so stehen sie natürlich für die Generation der Globalisierung. Und das Wesen der Wirtschaft ist in der Globalisierung so, dass transnationale Konzerne immer reicher werden, während die Mittelschicht in diesem Konstrukt die Rechnung bezahlt. Daher der Protest und der Aufstieg von Nationalisten und Sozialisten in Europa, angefangen bei Le Pen in Frankreich bis hin zu Corbin in Großbritannien.
Was die Gelbwesten betrifft, so haben sie sich mit dem Ruf beschmutzt, Antisemitismus zu fördern. Für Macron war das gewissermaßen die Rettung. Zumindest nutzte er diese Chance nach Kräften aus.
Die erste Regel für ein französisches Picknick lautet, es braucht eine schöne Aussicht. Der Park des Chateau de Chambord ist der perfekte Ort für so ein Picknick mit Thermoskannen und kalten Snacks. Eine weitere Regel betrifft die Gesellschaft: Zu einem Picknick gehen die Franzosen mit Gleichgesinnten oder ihren Familien mit Kindern und Haustieren.
In diesem Park hat schon Franz der Erste gejagt, der dieses Wunder der Renaissance-Ära bauen ließ und lange genug lebte, um hier vor seinem Tod noch zu jagen. Sechs Jahrhunderte gehörten diese Besitztümer den französischen Königsdynastien, wurden mal verschenkt, mal zurückgekauft. Seit 1930 gehört das Schloss von Chambord dem Staat. Und an den haben die Organisatoren der Picknicke Fragen: Warum ist alles, angefangen mit der französischen Mayonnaise über die Soße bis hin zum Brot, plötzlich so teuer geworden?
„Die wichtigste Forderung der Gelbwesten ist es, die Preise für lebensnotwendige Lebensmittel wie Baguette zu senken. Im Jahr 2000 kostete es zehnmal weniger, aber in Franc. Wir bestehen auch darauf, die Preise für Fleisch, Mehl, Öl und Eier zu senken, die in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen sind und weiter wachsen“ sagen die Gelbwesten.
Fragen an den Staat gibt es sogar bei denen, die kein Problem haben, 1,40 Euro für das Baguette zu bezahlen. Prinz Charles-Emmanuel de Bourbon-Parme unterstützt die Gelbwesten seit der allerersten Demonstration.
„Sie sehen nicht aus wie jemand, der von 500 Euro lebt. Warum unterstützen Sie die Gelbwesten?“
„Ich habe mein ganzes Leben lang gearbeitet, habe Kinder großgezogen. Menschen sollen nicht nur überleben, sie müssen leben können.“ glaubt der Prinz.
Diese neuen friedlichen Formen der Proteste, so hoffen die Gelbwesten, lenken von dem ab, was am 15. Protest-Samstag auf der Champs Elysees beobachtet wurde.
Wieder Festnahmen und Tränengas. Trotz des Bürgerdialoges setzten die Spezialkräfte wieder Gummigeschosse ein. Die Polizei behauptete, der Einsatz sei eine Reaktion auf Gewalt und aggressives Verhalten von Seiten der Demonstranten. Aber im Elysee-Palast hat man auf Aggression gehofft und nicht auf friedliche Picknicke in der Sonne.
Der negative Ruf der Gelbwesten als Hooligans, Vandalen und Antisemiten wird medial erfolgreich gefüttert. Aber die Gelbwesten sind selbst in diese Falle getappt, als sie den französischen Philosophen Alain Filkenkraut kürzlich beleidigt haben. Er spazierte am Montmartre herum, als er erkannt wurde. „Hau ab, Frankreich gehört uns, nicht Dir! Du bist Abfall!“ war noch das anständigste, was er sich anhören musste.
Und im Elsass wurde ein jüdischer Friedhof geschändet. 80 Gräber. Präsident Macron setzte eine Kipa auf und fuhr zum 500 Kilometer von Paris entfernten Katzenheim.
Die Spuren des Verbrechens wurden aber nicht entfernt. Eine Woche ist vergangen und die blauen Hakenkreuze sind noch auf Grabsteinen. Es wäre leicht, sie zu entfernen, aber dann würden sie die Aufmerksamkeit nicht mehr von anderen Themen ablenken. Das Thema Antisemitismus kam für den Elysee-Palast und für Macron gerade zur rechten Zeit.
Solche alten jüdischen Friedhöfe sind in den Vororten über ganz Frankreich verstreut, weil Juden früher in Großstädten arbeiten, aber nicht leben durften. Katzenheim, mit der alten Synagoge in der Nähe von Straßburg, war einst eine Stadt mit großer jüdischer Bevölkerung. Aber erst im 20. Jahrhundert galten in Frankreich auch für Juden Rechte und gab es Freiheit für sie. Erst seit dem gibt es den Ausspruch „Ich bin als Jude hier glücklich.“ Die jüdische Gemeinde wächst. Heute lebt hier die größte jüdische Gemeinde in Europa.
Beim Sonntagsunterricht in Straßburgs Synagoge werden die Bibel und neue Maßnahmen zur Bekämpfung des Antisemitismus, die Präsident Makom angekündigt hat, untersucht. Rassistische Gruppierungen übernehmen das Internet. Der Rat der jüdischen Organisationen bemüht sich seit vielen Jahren um neue Gesetze. Und nun der unerwartete Fortschritt: Das Gesetz wird im Frühjahr in die Nationalversammlung eingebracht.
Die Gelbwesten für den Anstieg des Antisemitismus verantwortlich zu machen, ist eine schwierige Aufgabe, aber eine lösbare. Und es wird schon daran gearbeitet. Einige Politiker erklärten, die Inschriften und Beleidigungen in deutscher Sprache, die an Schaufenstern auftauchten, hätten ihren Ursprung auf den Plakaten der Gelbwesten gehabt.
Es tauchten auch frische offizielle Polizeiangaben auf: Die Zahl der Aggressionen gegen Juden stieg um 74 Prozent. Das sind Daten des Jahres 2018. Aber die Gelbwesten tauchten erst vor drei Monaten auf, jedoch fällt dieser Widerspruch nur wenigen auf. Und der Antisemitismus wächst wirklich. Genauso schnell, wie die muslimische Gemeinde Frankreichs, die, wie auch die jüdische, die größte in Europa ist.
Das Thema Antisemitismus überschattete erfolgreich den Skandal der Woche: Die Verhaftung von Alexandre Benalla, des ehemaligen stellvertretenden Chefs der Präsidialverwaltung von Macron, der auch ehemaliger Leibwächter Macrons und, wie viele glauben, ehemaliger Geliebter des Präsidenten war. In einem vom Senat veröffentlichten Bericht, die Ermittlungen dauerten sechs Monate, wird Benalla als die größte Schwachstelle bei den Sicherheitskräften des Staatsoberhauptes bezeichnet. Ihm wird vorgeworfen, unter Eid gelogen und eine besonders wichtige Rolle im Elysee-Palast gespielt zu haben.
Die Strafe für Meineid liegt bei mindestens fünf Jahren Haft. Wenn Benalla sich plötzlich für die Zusammenarbeit mit den Ermittlern entscheidet, kann er von seiner Rolle er in den buntesten Farben erzählen. Seine Aussagen können Macron und den Elysee-Palast in eine pikante und hoffnungslose Situation bringen.
Ende der Übersetzung
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