Das russische Fernsehen über die Motive der USA in Venezuela und die historischen Hintergründe
In der russischen Sendung „Nachrichten der Woche“ wurden in einem Beitrag die Motive der USA für ihre Unterstützung des Staatsstreiches in Venezuela hinterfragt und die historischen Hintergründe beleuchtet. Ich habe den Beitrag übersetzt.
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Präsident Maduro ist also für einen Dialog mit der Opposition und die Einmischung von außen in venezolanische Angelegenheiten wird als Frechheit empfunden. „Wir kehren zum Neokolonialismus zurück, wenn aus einer europäischen Hauptstadt oder aus Washington Befehle an beliebige Länder Asiens, Afrikas, Lateinamerikas oder der Karibik gegeben werden. Für wen halten die sich, dass sie hier Entscheidungen treffen wollen? Wir akzeptieren kein Ultimatum von irgendjemandem in der Welt, wir akzeptieren keine Erpressung“ sagte Maduro.
Und wirklich, auf welcher Grundlage fordern die Länder des Westens von Maduro, sein Amt niederzulegen? Besonders pikant ist es, wenn der französische Präsident Macron erklärt, Maduro solle „verschwinden“. Die Beliebtheitswerte von Macroon lagen im Januar nur bei 28 Prozent. Maduro ist im Januar nach Wahlen ins Amt eingeführt worden, bei denen er 68 Prozent der Stimmen erhielt. Also, welches dieser beiden „M“ sollte „verschwinden“?
Unterdessen nahmen die USA offen Kurs auf den Sturz von Maduro. So wurden die Konten des größten venezolanischen Ölkonzerns eingefroren und die Übertragung eines Teils des Vermögens der venezolanischen Regierung in die Hände des Betrügers Juan Guaido beschlossen.
Nach Angaben des US-Sicherheitsberaters Bolton froren die USA 7 Milliarden Dollar des venezolanischen Ölkonzern ein. Man stelle sich das vor: Die USA enteigneten das Geld eines anderen Staates und geben es willkürlich irgendeinem dahergelaufenen Onkel, den Washington selbst zum Präsidenten dieses Staates ernannt hat!
Für Russland hat Außenministers Sergej Lawrow erklärt: „Wir verstehen, dass die Vereinigten Staaten, mit einfachen Worten ausgedrückt, „Blut geleckt haben“ und öffentlich Kurs auf einen illegalen Regimewechsel nehmen. Dennoch muss das Völkerrecht Gültigkeit haben und sollte mit allen verfügbaren Mitteln verteidigt werden.“
Unterdessen unterstützen China und Russland Venezuela und setzen die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit ihm fort. Ich habe China zuerst genannt, weil es der größte Kreditgeber und Investor in Venezuela ist. Es geht um 70 Milliarden Dollar. Den zweiten Platz belegen amerikanische Investoren und Kreditgeber. Laut Reuters haben sie in Venezuela etwa 50 Milliarden Dollar „vergraben“. Russlands Anteil ist viel geringer.
Geld ist wichtig, aber es gibt immer noch Dinge, die wertvoller sind als Geld. Das sind Prinzipien. Eines davon ist die Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten. Amerika zum Beispiel mag die Vorstellung nicht, dass jemand in ihre Wahlen eingreift, warum also mischen sich die Amerikaner so zynisch und rücksichtslos in die Angelegenheiten Venezuelas ein?
Es wird jetzt wieder viel über die Monroe-Doktrin geredet. Der Präsident der Vereinigten Staaten hieß in den 1820er Jahren James Monroe. Er proklamierte damals die Doktrin, nach der die beiden amerikanischen Kontinent die Einflusszone der USA sind und die USA sich im Gegenzug nicht in die Einflusszone der europäischen Länder auf der anderen Seite der Welt einmischen. Aber erlauben Sie mal, auf Monroes Doktrin pochen sie nur, wenn es um Venezuela geht. Wenn etwa über Syrien oder den Irak gesprochen wird, vergessen sie diese Doktrin plötzlich. Mal gilt sie, mal gilt sie nicht.
Ja, jetzt ist das Leben in Venezuela schwierig. Die sozialistischen Methoden von Maduro, also die direkte Verteilung von Lebensmitteln oder die Verstaatlichung von Unternehmen, die ihre Güter nach Meinung der Regierung überteuert verkaufen, sind zwar bei den Menschen beliebt, haben aber das Gegenteil von dem bewirkt, was das Ziel war. Sie führten zu Mangel, galoppierender Inflation und einer spürbaren Abwanderung von Menschen aus dem Land. Aber ein Putsch ist auch keine Medizin. Das Land braucht einen innervenezolanischen Dialog und eine gemeinsame Suche nach einem Ausweg.
Und die Ursachen der wirtschaftlichen Not liegen nicht nur im aktuellen Kurs der Regierung. So zahlten ausländische Ölkonzerne bis 1959 nur 26 Prozent Steuern. Das heißt, die Gewinne dieser ausländischen, und speziell amerikanischen und britischen Unternehmen waren dreimal so hoch wie der Anteil, den Venezuela für sein eigenes Öl bekam. Das war Raub! Deshalb wurde 1976 die gesamte Ölindustrie des Landes verstaatlicht. Nun wollen die Amerikaner die Gunst der Stunde nutzen.
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