Wie deutsche Politiker gedankenlos einen Weltkrieg riskieren wollen

Die Überschrift ist nicht übertrieben: Gestern hat das Wallstreet Journal berichtet, dass die USA Angriffe auf russische Truppen in Syrien prüfen. Die deutschen Medien ignorieren diese besorgniserregende Meldung, denn ein direkter militärischer Konflikt zwischen US-Truppen und russischen Truppen könnte unkontrollierbare Folgen haben.
 
Stattdessen wird in den deutschen Medien wie dem Spiegel berichtet, dass einige deutsche Politiker gerne mit der Bundeswehr mit zündeln wollen. Haben diese Menschen nichts aus der Geschichte gelernt? Es gab im letzten Jahrhundert zwei Kriege zwischen Deutschland und Russland und eigentlich sollte jeder wissen, dass das beiden Völkern und Ländern nur Unglück und Leid gebracht hat.
 
In den westlichen Medien werden die Menschen auf einen Giftgas-Angriff vorbereitet und natürlich steht der Schuldige schon vorher fest: Assad. Dass es in der Vergangenheit Giftgasangriffe der Dschihadisten gegeben hat, die sie Assad in die Schuhe schieben wollten, wird nicht berichtet. Auch nicht, dass der UNO-Sondergesandte gemeldet hat, dass die Dschihadisten über Chlorgas verfügen.
 
Die westliche Öffentlichkeit wird derzeit von Medien und Politik auf einen Giftgas-Vorfall vorbereitet und natürlich spricht niemand davon, dass man erst einmal die unabhängigen Ermittlungen der UN abwarten sollte, wenn so etwas geschieht. Die Öffentlichkeit wird medial bereits auf einen „Vergeltungsschlag“ der USA vorbereitet, der dann sehr kurzfristig geführt werden soll.
 
Dass es solcher Angriff völkerrechtswidrig wäre, weil es sich auf einen Angriff auf ein souveränes Land handelt und es keine Ermächtigung durch den UN-Sicherheitsrat gibt, geschenkt. Dass die USA ausdrücklich auch Angriffe auf russische Truppen prüfen, kein Wort dazu in Deutschland.
 
Stattdessen werden deutsche Politiker im Spiegel zitiert, denen es gar nicht schnell genug gehen kann, mit einem neuen Waffengang: „„Deutschland sollte erwägen, sich unter bestimmten Bedingungen mit seinen Verbündeten USA, Frankreich und Großbritannien an einem Militäreinsatz in Syrien zu beteiligen“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen (CDU).
 
Zuerst darf sich also der Haupt-Scharfmacher der CDU, Norbert Röttgen äußern, der schon im Irak-Krieg der USA von 2003 unbedingt mit deutschen Truppen teilnehmen wollte. Von diesem Falken darf man nichts anderes erwarten, er ist immer in der ersten Reihe, wenn Deutschland endlich an der Seite der USA in den nächsten Krieg ziehen soll.
 
Aber dass auch die ehemaligen „Friedenspartei“ der Grünen heute in der ersten Reihe steht, wenn es um Krieg mit deutscher Beteiligung geht, ist bemerkenswert. Die Partei veränderte sich von „grün“ in „oliv-grün“: „Die Europapolitikerin Franziska Brantner (Grüne) sagte ebenfalls in „Bild“: „Das Ziel muss sein, die Menschen in Idlib zu schützen. Darauf hin müssen alle Optionen überprüft werden.
 
Klingt super, Menschen schützen, wer will das nicht? Aber kann man wirklich Menschen schützen, indem man zulässt, dass eine syrische Provinz von al-Qaida beherrscht wird? Die normale Legende und Begründung für die westlichen Kriege ist doch der „Krieg gegen den Terror“. Wie passt es zusammen, dass man nun fordert, Terroristen nicht anzugreifen?
Man argumentiert mit den Zivilisten in Idlib. Und ja, da wird es Leid und Tod geben. Aber hat das im Westen irgendwen gestört, als man Afghanistan angegriffen hat? Gab es einen Aufschrei in der deutschen Politik, als die USA im Irak für hunderttausende Opfer unter der Zivilbevölkerung verantwortlich waren? Und was ist mit den über hunderttausend toten Zivilisten, die der Westen in Libyen auf dem Gewissen hat?
 
Es ist schlicht verlogen, wenn westliche Politiker und Medien sich nun an Zivilisten erinnern, wenn Assad und die Russen gegen al-Qaida vorgehen wollen. Und diese Medien und Politiker sind sich nicht einmal zu schade, am Jahrestag von 9/11 zum Schutz von al-Qaida aufzurufen. War nicht al-Qaida offiziell für 9/11 verantwortlich? War nicht al-Qaida der Grund dafür, dass deutsche Soldaten bis heute in Afghanistan sterben? Und nun plötzlich soll man al-Qaida nicht angreifen dürfen?
 
Das entlarvt ein weiteres Mal, dass es in Syrien für den Westen nicht gegen den Terrorismus geht, sondern gegen Assad. Man will Assad aus politischen und wirtschaftlichen Gründen dort weghaben. Und der Öffentlichkeit wird stattdessen ein Kampf gegen den Terror vorgetäuscht. Aber wenn Assad und Putin gegen genau diesen Terror in Idlib kämpfen wollen, dann werden sie dafür in den westlichen Medien kritisiert.
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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