Valdai-Club

Putin im O-Ton am Beispiel Griechenlands über die Wichtigkeit souveräner Wirtschaftspolitik

Der russische Präsident Putin hat sich am Donnerstag über drei Stunden den Fragen der internationalen Experten des Valdai-Clubs gestellt. Ich übersetze die interessantesten Antworten Putins und hier geht es darum, wie Putin auf die Frage eines Griechen zur Wirtschaftspolitik geantwortet hat.

Ich kenne keinen Staatschef, der sich mehrmals pro Jahr die Zeit nimmt, sich auf wichtigen Konferenzen zu verschiedensten Themen über mehrere Stunden den Fragen der internationalen Experten und Journalisten zu stellen. Beim Valdai-Club geht es jedes Jahr um geopolitische Themen und ich werde hier die in meinen Augen interessantesten Antworten von Putin übersetzen.

Hier übersetze ich, wie Putin auf die Frage eines Griechen geantwortet hat, der in seiner Frage auf die griechische Wirtschaftskrise vor über zehn Jahren angespielt hat.

Beginn der Übersetzung:

Konstantakopoulos: Ich vertrete Griechenland. Es gibt verschiedene Wege, ein Freund und Bruder Russlands zu bleiben. Es gibt Gründe, vor denen wir nicht weglaufen können, denn sie sind Teil unserer tiefen kulturellen Identität.

Ich möchte eine Frage stellen. Vor 40 Jahren war in Europa den Kapitalismus. Das Sowjetsystem brach zusammen. Seitdem haben wir eine Häufung von Wirtschaftskrisen, Kriegen, Umweltproblemen und vielen anderen Problemen erlebt. Ist es nicht an der Zeit, dass wir uns auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene an einer Planwirtschaft orientieren?

Ich meine nicht die Fehler der Vergangenheit, eine Art militärischen Sozialismus, ich meine ein System, wie Sie es beschrieben haben, eine Kombination aus Marktwirtschaft und Planwirtschaft, wie die es in Ihrem Land während der Neuen Ökonomischen Politik, nach der Revolution, versucht haben. Vielleicht sollten wir einige Elemente des Sozialismus einführen, wie Sie schon gesagt haben, denn Sie sprachen zu Beginn Ihrer Rede von einer Revolution.

Danke.

Putin: Je akuter eine Krise, desto größer der Plan, denn desto mehr staatliche Eingriffe sind notwendig, um die entstandenen Probleme zu lösen. Aber je mehr Reichtum und akkumulierte Ressourcen zur Verfügung stehen, desto lauter werden die Vorschläge, zu einer ausschließlich marktbasierten Regulierung überzugehen. Dann kommen zum Beispiel die Liberalen und die Demokraten und fangen an, all das auszugeben, was die Konservativen angehäuft haben. Dann vergeht einige Zeit, es gibt wieder Krisen der Überproduktion oder ähnliche Krisen, und das alles wiederholt sich endlose Male.

Es ist die souveräne Entscheidung jedes Staates, wie er seine Wirtschaftspolitik gestalten will. China hat diese Möglichkeiten gefunden. Und wissen Sie, warum es erfolgreich war? Weil China ein souveräner Staat ist.

Aber viele der heutigen Volkswirtschaften haben aus verschiedenen Gründen, aufgrund ihrer Verpflichtungen im Rahmen von Wirtschaftsunionen, militärpolitischen Unionen, freiwillig einen Teil ihrer Souveränität aufgegeben und sind nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen, weder im Bereich der Wirtschaft noch im Bereich der Gewährleistung ihrer Sicherheit. Ich fordere niemanden zu irgendetwas auf, ich beantworte nur Ihre Frage.

Wahrscheinlich wäre es zu irgendeinem Zeitpunkt sinnvoll gewesen, die Drachme zu haben, eine nationale Währung zu haben, weil man die sozialen Prozesse dann zumindest mit Hilfe der Inflation irgendwie hätte regulieren und die sozialen Spannungen loswerden können, und nicht alles, nicht alle Schwierigkeiten, die mit der Entwicklung der Wirtschaft verbunden sind, auf die Schultern der Bevölkerung hätte legen müssen.

Aber Griechenland hat damals andere Entscheidungen getroffen, es hat sich der Regulierung durch die gemeinsame Währung und den wirtschaftlichen Entscheidungen in Brüssel unterworfen. Das ist nicht unsere Sache, das ist die souveräne Entscheidung des griechischen Staates. Es fällt mir schwer zu sagen, was unter diesen Bedingungen zu tun ist. Aber wie mir einige meiner Freunde und Kollegen aus der EU, von denen es übrigens immer noch einige gibt, gesagt haben, trifft Brüssel mehr Entscheidungen, die für die EU-Mitgliedstaaten bindend sind, als der Oberste Sowjet der UdSSR, als die Sowjetunion noch existierte.

Das hat Vor- und Nachteile, aber das ist nicht unsere Sache. Ich habe versucht, Ihre Frage zu beantworten, aber ich weiß nicht, ob das ausreicht. So denke ich darüber.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

15 Antworten

  1. Ja – Griechenland, wurde von der Finanzmafia gekapert – bekam „Kredite“ zu überteuerten Zinsen, mit denen nicht etwa die Wirtschaft angekurbelt wurde – nein, es wurden als erstes die fälligen Zinsen bedient – keine Investitionen, kein Aufbau – nur Abbau des Standards zu Gunsten auch der deutschen Banken!

    Griechenland hat sich für eine Handvoll Euro’s selbst verkauft – das ist allerdings unbestreitbar…

    1. Nu ja Vlad Tepes…. jetzt gehts der gesamten EU an den Kragen. In erster Linie den Bösewichten NR.1 den DEUTSCHEN. Und damit das auch zu 101 % funktioniert ist der Ober-Diplomat der Hornochsen-Mafia 🙂 mal wieder in Kiew….

      9. November 2024 19:06
      Borrell: Die EU bereitet das 15. Sanktionspaket gegen Russland vor… 🙂 https://www.vesti.ru/article/4212185

      Symbolträchtiger könnte das Zerdeppern des letzten „Meissner Porzellans“ in der Kristallnacht auch nicht sein.

    2. @VladTepes

      Hitler erwähnte in seinem Buch „Mein Kampf“:

      »Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergeßlichkeit groß.«

      Das ist einer der wenigen Ausnahmen, in denen Hitler die Wahrheit sagte, die Vergesslichkeit der Masse ist groß, die Beamten der EU können sich darauf verlassen, dass die Mehrheit der Europäer vergessen haben, wie Griechenland »gerettet« wurde.

      1. Hitler hat immer mal wieder mehr oder weniger die Wahrheit gesagt, natürlich immer mit einem Twist, die Nazis hatten eine bestimmte Vorstellung, die Geschichte der Welt in ihrem Sinne zu verändern. Ob die Menschen wollten oder nicht oder davon profitieren würden oder nicht, war bekanntermassen egal.

        Als Kind hab ich mich immer gefragt, woher diese verquaste Ideologie in den Reden etc kam, ich habe viele Leute gefragt, auch Geschichtslehrer etc, keiner konnte oder wollte etwas sagen. Heute weiß ich (seit ca. 15 Jahren), daß es damals so etwas wie einen ideologischen Wettstreit gab, einfach Coudenhove-Kalergi lesen, da steht i.W. dasselbe drin wie in Hitlers Reden, nur in“positiv“, also Globalisierung und Migration bis zum Abwinken, weil’s so toll ist und Spaß macht.

        Die EU verleiht einen gleichnamigen Preis, genauer den Coudenhove-Kalergi-Europapreis. Zufälle gibt’s. Früher stand beim Europapreis immer Coudenhove-Kalergi dabei, jetzt findet man das seltener, wenn man googelt, auch komisch. Bereinigung, damit die Leute nicht über solche Typen nachdenken?

        Aber ich denke mittlerweile, daß wir grundsätzlich veräppelt werden, von den einen Geschichtsmachern wie auch den anderen. Nichts davon ist im Interesse der Menschen. Am Ende kommt man an libertaristischen Entwürfen wie bei einem Oliver Janich nicht vorbei, der Staat muss auf ein extremes Minimum eingedampft werden.

  2. Aber viele der heutigen Volkswirtschaften haben aus verschiedenen Gründen, aufgrund ihrer Verpflichtungen im Rahmen von Wirtschaftsunionen, militärpolitischen Unionen, freiwillig einen Teil ihrer Souveränität aufgegeben und sind nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen, weder im Bereich der Wirtschaft noch im Bereich der Gewährleistung ihrer Sicherheit.
    ——–

    Und wo Er recht hat da hat Er eben recht der Russische Präsident , Glücklicherweise sicher nicht das erste Mal in seiner Langen politischen Laufbahn . Was kann man also den Griechen nahelegen beziehungsweise raten ?
    .
    Eigentlich ganz einfach, gleich am nächsten Montag das NATO-Hauptquartier und auch die EU Parteizentrale kontaktieren und den sofortigen austritt aus diesen Zwei Kaschperl Vereinen verkünden. inklusive einer ZUKÜNFTIGEN Neutralitäts Erklärung abgeben , und auch die wieder Einführung der alten griechischen Währung vornehmen . Und vielleicht beim nächsten mal VOR DEM ABSTIMMEN nachdenken, was es für Ernste Konsequenzen haben kann, wenn man schon unbedingt mit den NATO-Wölfen mitheulen will ,so auch bei der Zustimmung vom Nato-Beitritt von Finnland und Schweden (das betrifft auch weitere NATO Versager Staaten die zumindest in den Medien angeblich als durchaus Russland FREUNDLICH gelten wie Ungarn , Slowakei und Türkei . ) Fakt ist: SiE ALLE hatten ein Veto recht beim NATO beitritt von Finnland und Schweden -obwohl es damit ganz klar um eine weitere NATO Nord Öst erweiterung ging .Und im Fall von Finnland nur paar Kilometer von der Russischen Grenze entfernt und auch St.Petersburg ist seit dem Direkt am Päsentierteller der NATO Nazis. Aber all das war ihnen anscheinend vollkommen Egal . Und wenn es dann in der Zukunft tatsächlich zur großen Eskalation kommt werden es die ersten sein die dann am lautesten Herumheulen und alle möglichen und auch unmöglichen Ukro Nazi Freundlichen Länder in der Welt um beistand Bitten werden ….Wünsche viel Erfolg dabei .

  3. 2015 sagte Putin, die 5 Länder bilden die Eurasische Wirtschaftsunion nach dem Vorbild der EU. Unsere Mietmäuler behaupteten mit der Eurasischen Wirtschaftsunion stellt Putin die Sowjetunion wieder her.

    Wenn Putin jetzt Brüssel als den Obersten Sowjet bezeichnet – bedeutet das nicht auch, er bildetet die Eurasische Wirtschaftsunion nach dem Vorbild der Sowjetunion?

  4. Da ich sehr viele Griechen kenne und auch sehr oft in Griechenland war, hatte ich die Gelegenheit
    das ganze Geschehen mehr oder weniger hautnah zu beobachten.

    Bedauerlicherweise wurde Griechenland ein sehr lange Zeit von der Panellinio Sosialistiko Kinima
    PASOK (ΠΑΣΟΚ) regiert.
    Das führte u.a. zu einem Schmarotzertum ohne Gleichen. Es wurden sehr viele Scheinarbeitsplätze in
    den Behörden geschaffen und sehr viele Renten an bereits gestorbene ausbezahlt u.s.w. Sprich, sehr viele
    haben versucht, den Staat nach Strich und Faden auszunutzen und zu betrügen. Ganz zum Nachteil
    der fleissig arbeitenden Menschen, von deren Steuerabgaben (Am Ende hat man die lustigsten Steuern erfunden) das ganze Spektakel finanziert wurde.

    Irgendwann ist eben dann der Staatshaushalt zusammengebrochen. Der Rest der Geschichte ist bekannt.

    Es könnte evtl. sein, daß Deutschland ein ähnliches Schicksal ereilt. Das nur am Rande.

    1. Das ist nicht das Problem.
      Wir leisten uns hier einen gigantischen Wasserkopf sog. Geistesschaffender, die Denkfässer, Institute an den Unis oder NGO’s in unglaublicher Zahl kreieren – weil wir es können.
      Die sind permanent damit befaßt, das Fahrrad wieder und wieder zu erfinden – und damit man das nicht merkt, läßt man es jeweils wie eine BMW RS 100 u.ä. aussehen – aber es ist dennoch nur ein alter rostiger Drahtesel.
      Und die werden auch noch gefüttert werden, wenn wir es uns nicht mehr leisten können.
      Ein gewisser Schumpeter soll die Entstehung dieser auch intellektuell unroduktiven Klasse vorhergesagt haben …

    2. Entschuldigung, aber so ist die Sache bestimmt nicht gewesen. Was Sie über die PA.SO.K. schreiben. haben Sie wortwörtlich den Artikeln der damaligen deutschen Medien entnommen. Von griechischer Politik und dem alltäglichen Leben in Griechenland haben Sie keine Ahnung!
      „Durch das Schmarotzertum der Menschen ist der griechische Staatshaushalt zusammengebrochen….“
      Oh mein Gott, man weiß nicht, ob man weinen oder lachen soll.
      Herr Putin hat sich sehr zurückhaltend geäußert und seine Gedanken zur damaligen Situation in Griechenland sind absolut zutreffend. Sie sollten sich ein Beispiel an ihm nehmen.

      1. Da ist evt. ein kleines Missverstädnis?

        Es ging nicht um das „Schmarotzertum der Menschen“ ( @Evamaria schließt gerade die fleißig arbeitenden normalen Griechen da aus!) – es geht um Scheinarbeitsplätze in den Behörden & Institutionen.

        Das läuft in DE genau so seit der 1. ROTGRÜNEN Regierung…. man hat ALLE Behörden & Institutionen infiltriert & echte kompetente MA verdrängt um die Macht zu übernehmen.

        So wie es der Graichen-Clan mit Habeck & Co. geschafft haben im Hintergrund die Macht zu „übernehmen“ – genau so lief es auch in Griechenland & anderen EU-Ländern ab…..

        Also, einfach nicht alles immer als persönliche Beleidigung auffassen……

        1. Danke, @GMT daß Sie das nochmal präzisiert haben. Genau so habe ich es gemeint.
          Ich wollte hier niemanden diskreditieren.
          Und es ist natürlich auch leider Gottes so, wenn der Behördenapperat nicht mehr anständig
          arbeitet, funktioniert auch das Gesamtsystem nur noch unzureichend.

          1. @Evamaria
            So etwas passiert, wenn man nicht investiert, damit die Menschen sich selbst versorgen. Bin überzeugt, dass es so die politische Gründe war – man wollte nicht investieren, man wollte zuerst abhängig machen, um in der Bevölkerung entsprechend neuen Eurogedanken zu manifestieren. Wirtschaftstrank Griechenland immer noch.
            Nun ist die gesamte EU krank!!! Kein Wunder mit solch Idiotismus bei gesamten EU Eliten und, wenn man weiter überlegt, überhaupt oft den studierten Menschen – Wie naiv und ideologisch verdreht oft sie sind… Man hat ihnen etwas vielleicht beigebracht, aber nicht das Denken. Wenn ich nur an Kollegen und ein Paar Freunde vor der Zeit der Pandemie und Ukraine-krieg denke – bei mir kein Wunder mehr über die Zeit des Adolfs. Nun, Illusion von denkenden Deutschen ist halt weg.

  5. Eine regulierte Marktwirtschaft ohne Monopole – natürliche Monopole – wie das Geld oder Bodenmomopol sollten vergesellschaftet sein – so das sie der Bedingung unterliegen – sich selbst zu stabilisieren und somit der Allgemeinheit zum Nutzen zu sein.

  6. ausgezeichnete diplomatische Antwort von Putin!

    In bezug auf die Geschichte muss man sagen, dass Griechenland nie in den Euroraum aufgenommen hätte werden dürfen. Sie hatten damals mit Hilfe von Goldman-Sachs die Bücher gefälscht um die Beitrittsbedingungen zu erfüllen. Was soll man von solchen Leuten halten? Goldman-Sachs sollte dafür vor den Gerichtshof geschleppt werden und für die Folgekosten gerade stehen.

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