Niger bereitet sich darauf vor, eine Invasion zurückzuschlagen: Was über die Lage bekannt ist
Die Afrikanische Union hat sich gegen eine mögliche Intervention in Niger ausgesprochen, wo das Militär Ende Juli Präsident Mohamed Bazoum gestürzt und die Macht übernommen hat. Die Union teilte damit nicht die Position der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS), die über den Einsatz von Gewalt in Niger zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung diskutiert.
Gleichzeitig bereitet sich Niger darauf vor, eine mögliche militärische Invasion zurückzuschlagen und ruft zu einer Massenrekrutierung von Freiwilligen zur Unterstützung der Armee auf.
Die TASS hat die wichtigsten Informationen über die Ereignisse in Niger zusammengetragen.
Die Entscheidung der Afrikanischen Union
Die Afrikanische Union ist mit der Position der ECOWAS nicht einverstanden und lehnt die Möglichkeit einer militärischen Lösung der Situation in Niger ab, berichtet die französische Zeitung Le Monde unter Berufung auf diplomatische Quellen. Der Friedens- und Sicherheitsrat der Afrikanischen Union erkannte zwar die Notwendigkeit einer friedlichen Lösung an, beschloss jedoch, die Teilnahme Nigers an der Union auszusetzen.
Aktionen der nigrischen Putschisten
In der Zwischenzeit bereitet sich Niger auf eine mögliche Invasion der ECOWAS vor und ruft die Bevölkerung auf, der Armee freiwillig zu helfen.
Der Chef der von den Putschisten gebildeten Regierung Nigers Ali Lamine Zeine reiste in den Tschad, wo er sich die Unterstützung des tschadischen Übergangspräsidenten Mahamat Idriss Déby Itno sicherte. Nach Angaben von Zeine hat er bei dem Treffen seine Bereitschaft zu einem Dialog zur Beilegung der Krise bekundet und gleichzeitig darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, die Unabhängigkeit Nigers zu wahren.
Nach Angaben des Fernsehsenders Al Arabiya TV hat Zeine mit der tschadischen Regierung die Möglichkeit erörtert, einen nationalen Dialog in Niger einzuleiten, da die Putschisten Sanktionen und militärische Interventionen vermeiden wollen.
Terroristische Aktivitäten in Niger
Nigers Militär geriet in der Nähe der Stadt Koutougou an der Grenze zu Mali in einen Hinterhalt von Terroristen. Mindestens 17 Soldaten wurden getötet und 20 weitere verwundet. Das ist nicht der erste militante Angriff auf das nigrische Militär seit dem Putsch.
Neuer US-Botschafter in Niger
Der Posten des Leiters der diplomatischen Vertretung der USA in Niger ist seit zwei Jahren unbesetzt. Die neue Botschafterin der USA, Kathleen Fitzgibbon, wird Ende der Woche in dem Land eintreffen.
Zuvor hatte US-Außenminister Anthony Blinken das Vorgehen der ECOWAS unterstützt und darauf hingewiesen, dass Washington die Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung in Niger nach wie vor für möglich hält, und zwar mit diplomatischen Mitteln.
Reaktion auf ECOWAS-Beschlüsse
Am 17. und 18. August soll in Accra, der Hauptstadt Ghanas, ein Treffen der ECOWAS-Verteidigungsstabschefs über die Militäroperation in Niger stattfinden.
In Ghana selbst gibt es jedoch keine einheitliche Position zum ECOWAS-Beschluss über die Notwendigkeit einer Intervention. Wie die Zeitung Ghanian Times unter Berufung auf Quellen berichtet, sind Abgeordnete der Oppositionspartei National Democratic Congress der Ansicht, dass die Anwendung von Gewalt gegen die Militärs, die in Niger die Macht übernommen haben, nicht im Interesse des Landes ist. Gleichzeitig hält der ghanaische Präsident Nana Akufo-Addo an der Entscheidung der ECOWAS fest.
Der gabunische Außenminister Herman Immongault traf in Nigeria als Sondergesandter des gabunischen Präsidenten Ali Ben Bongo Ondimba ein, der derzeit den Vorsitz der Wirtschaftsgemeinschaft der zentralafrikanischen Staaten (ECCAS) innehat. Immongault erklärte, dass die ECCAS alle ECOWAS-Resolutionen uneingeschränkt unterstütze. Gleichzeitig erklärte Immongault, dass er beabsichtige, sich in naher Zukunft mit den nigrischen militärischen Putschisten zu treffen.
Der nigerianische Präsident und derzeitige ECOWAS-Vorsitzende Bola Tinubu erklärte seinerseits, die Gemeinschaft bemühe sich, „das Problem nicht zu verschärfen“, die Sanktionen gegen Niger würden in Kraft bleiben und man beabsichtige, sie genau zu befolgen.
Übersetzung aus der russischen Nachrichtenagentur TASS
7 Antworten
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Der Posten des Botschafters der USA in Niger war also 2 Jahre nicht besetzt. Und jetzt wo die Amis und ihre Lustknaben das Land platt machen wollen lässt man einen neuen Botschafter ins Land. Obwohl man weiss, dass aus eben dieser Botschaft heraus der Terror der über Niger herein brechen koordiniert werden wird. Naja…
Ist Wagner schon im Niger? Dann ist das schnell vom Tisch. Dann müsste der Westen Klartext reden und das käme ganz und gar nicht gut
….. Die Afrikanische Union ist mit der Position der ECOWAS nicht einverstanden …..
Also, so ganz dagegen sind die wohl doch nicht. Erinnert etwas an den imperialistische Überfall auf Libyen, als diese „Union“ sich auf die westliche Seite gestellt hat.
….. Afrikanischen Union erkannte die Notwendigkeit einer friedlichen Lösung an …..
Die wollen also eine Lösung. Eine Lösung will man immer für ein Problem. Welches Problem sieht die „Union“ ? Es ist also für die „Union“ ein Problem, wenn eine westliche Marionette aus dem Amt gejagt wird.
Das sieht alles überhaupt nicht, nach einer „multipolaren Welt“ aus, wie es uns die Alternative Medien Community permanent – auch AMC genannt – im Dauerschleifenmodus einreden will.
Diese Lügen der AMC erinnert hier an deren Falschaussagen über BRICS. Siehe auch BRICS, dass als westliches Modell, durch Goldman Sachs konzeptioniert wurde.
Kommentiert auf apolut . net von Jochen Mitschka
https://apolut.net/brics-ein-realitaetscheck-teil-2-von-jochen-mitschka/
–https://apolut.net/brics-ein-realitaetscheck-von-jochen-mitschka/
Ich lasse mich überraschen. Die Gemengelage im Niger allein dürfte schon ähnlich komplex gelagert sein wie in Afghanistan. Nigeria, die wohl eine Intervention initiieren müssten ist auch so ein Kunstwerk gegenläufiger Einzelinteressen, von der Opposition (natürlich) über lokale Fürsten und Könige bis zu Schoko Haram.
Wenn ich jetzt mal ein paar Jahre Zeit hätte, würde ich dies alles mal auseinander fummeln.
Aber wie gesagt, schon im Niger selber ist es unmöglich vorherzusagen, wie es weitergeht. Der alte Präsident kommt aus dem Norden, da wohnen eher die arabischstämmigen „Weißbrote“, die „Schokocrossies“ haben nun mit dem Putsch in der Hauptstadt im Süden die Macht übernommen. Unnötig zu erwähnen, dass die sich selbstverständlich alle gegenseitig nur so mittelgrün sind, hat halt Tradition. Hat also schon ohne Einwirkung von außen Potenzial für ein Libyen-Szenario. Und mittendrin ein Militär, dass wie Lage vorher schon nicht unter Kontrolle bringen konnte.
Aber trotzdem ein Lob an TASS für den Artikel, wirklich vorbildliche Berichterstattung.
Wie kann eine Wirtschaftsgemeinschaft ein Mandat zu einem Einmarsch haben? Falls sie es sich doch anmaßt, gehört sie vor ein Kriegsverbrecher-Tribunal. Aber sich Aktivitäten jeglicher Art anzumaßen ist offenbar ein wiederkehrendes Indiz des Zeitgeistes. Die Menschheit ist durchweg größenwahnsinnig geworden. Das zeigt sich nicht nur im Verhältnis zum Nächsten, sondern ebenso im Verhältnis zur Natur.
„Wie kann eine Wirtschaftsgemeinschaft ein Mandat zu einem Einmarsch haben?“
Das ist übrigens auch ein guter Punkt. Das mit den Interventionen scheint so eine Art Gewohnheitsrecht von ECOWAS zu sein. Oder die haben einen spitzenmäßigen Vertrag. Also falls jemand mal das Völkerrecht brechen will, brauchst nur Vertrag, Kollega. Dann fragt niemand mehr nach.
Erlernt/übernommen haben Staaten des globalen Südens dieses „Gewohnheitsrecht“ von den Franzosen und Briten, in neuerer Zeit natürlich von den USA.