Kasachstan

Die politische Säuberung in Kasachstan nach dem Putschversuch

Die Lage in Kasachstan hat sich nach dem gescheiterten Putschversuch zwar wieder beruhigt, aber politisch wird das Land derzeit von "alten Kadern" gesäubert.

Die Hintergründe des Putschversuches in Kasachstan sind immer noch spekulativ. Wenn wir den wenigen bisher vorliegenden Meldungen aus Kasachstan glauben – und ich sehe derzeit keinen Grund, das nicht zu tun -, dann war der Putschversuch von langer Hand vorbereitet, sehr gut organisiert und die bewaffneten, zum Teil ausländischen Kämpfer sind militärisch koordiniert vorgegangen, indem sie gleichzeitig Straßen, Bahnverbindungen und sogar den Flughafen von Almaty besetzt haben, um den Sicherheitskräften der Stadt den Nachschub abzuschneiden.

Dass so ein breit angelegter Putschversuch mit tausenden Bewaffneten unbemerkt vorbereitet werden konnte, wurde schnell angezweifelt und es wurden Fragen an den Geheimdienst laut. Aber der Reihe nach.

Die Unruhen

Während die Welt wegen der überraschenden Unruhen noch überrascht nach Kasachstan blickte, geschah in dem Land etwas merkwürdiges. Der langjährige und immer noch mächtige Präsident Nasarbajew, der das Land von 1989 bis 2019 regiert hatte, wurde während des Putsches von seinem Posten als Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrates entfernt und durch den neuen Präsidenten Tokajew ersetzt. Das mochten die einen als Machtübernahme von Tokajew ansehen, andere als Zeichen für den Ernst der Krise, denn Nasarbajew ist über 80 Jahre und anscheinend krank. Damit war er wohl nicht mehr in der Lage, das Land in der Krise zu führen, was ein Grund für seine Absetzung gewesen sein könnte.

Einige Tage später verdichteten sich die Anzeichen, dass die Putschisten Unterstützung aus den höchsten Kreisen des Landes hatten, denn Chef der Geheimdienste wurde wegen Hochverrats festgenommen und einer seiner Generäle nahm sich das Leben. Am 16. Januar wurde auch gemeldet, dass Familienmitglieder von Nasarbajew ihre Posten räumen. Zuerst wurde gemeldet, dass sein Neffe seinen Posten als Stellvertreter des Nationalen Sicherheitsrates räumen musste, dann wurde gemeldet, dass sein Schwiegersohn vom Posten als Chef der Unternehmervereinigung zurückgetreten ist.

Was ist los in Kasachstan?

Nun kann man spekulieren, was in Kasachstan los ist. Genau das tue ich hier, denn Analystenberichte gibt es bisher kaum. Also stelle ich eine These zur Diskussion.

Eine Machtübernahme von Tokajew um der bloßen Macht Willen scheint unwahrscheinlich, denn Nasarbajew hat seinem langjährigen Weggefährten das Präsidentenamt freiwillig überlassen. Dass es zwischen den beiden nun zu Streit gekommen ist, ist möglich, scheint mir aber unwahrscheinlich, zumal sie politisch auf einer Linie waren.

Wahrscheinlicher scheint mir, dass die Familie von Nasarbajew um ihre Pfründe zu fürchten begann, als der Patriarch Nasarbajew erkrankte und seine politische Macht schwand, auch wenn er formal noch wichtige Ämter bekleidete. Ob diese Befürchtungen der Familie – wenn es sie denn gegeben hat – berechtigt waren, ist auch nur Spekulation.

Ein mögliches Szenario

Aber wenn das so sein sollte, erscheint folgendes Szenario möglich und würde die Ereignisse in Kasachstan erklären: Die Familie von Nasarbajew möchte an der Macht bleiben und Tokajew entfernen, wozu sie Kontakte ins Ausland knüpft und islamistische Kämpfer, von denen es im nahen Afghanistan mehr als genug gibt, ins Land schmuggeln lässt. Aufgrund der dünnen Besiedelung des riesigen Landes Kasachstan und den unendlich langen Grenzen war das nicht besonders schwierig.

Dann wurde die Subvention von Erdgas aufgehoben und die zu erwartenden Proteste dagegen schufen den Deckmantel für den Putsch, den die islamistischen Kämpfer durchführen sollten, die dabei offensichtlich Hilfe vom kasachischen Geheimdienst hatten, der zum Beispiel die Bewachung des Flughafens von Almaty zum richtigen Zeitpunkt abzog.

Die Meldungen der Tage waren unübersichtlich und es gab Meldungen, Tokajew sei nach Russland geflohen. Der aber dachte gar nicht daran, denn er hatte das Schicksal des ehemaligen ukrainischen Präsidenten Janukowitsch vor Augen, der erst vom Maidan weggeputscht werden konnte, nachdem er Kiew verlassen hatte. Gleichzeitig wurde Tokajew aber klar, dass er niemandem trauen konnte und dass die Putschisten auf den Straßen Unterstützung im kasachischen Sicherheitsapparat haben mussten.

Das war der Moment, in dem er die Absetzung Nasarbajews vom Posten des Chefs des Nationalen Sicherheitsrates verkündete und sich an die OVKS mit der Bitte wandte, Friedenstruppen zu schicken. Da die OVKS dieser Bitte nachkam und innerhalb weniger Stunden die ersten Friedenstruppen des Bündnisses in Kasachstan landeten, brach der Putsch zusammen. Innerhalb von nur ein oder zwei Tagen kehrte wieder Ruhe ein.

Seitdem ist Tokajew mit der Suche nach den Verrätern beschäftigt, ernennt eine neue Regierung und besetzt den Sicherheitsapparat personell um.

Die Rolle des Auslands

Derzeit gibt es noch keine offiziellen Meldungen, in welcher Form andere Staaten in den Putsch verwickelt waren, es gibt nur allgemein gehaltene Äußerungen darüber, dass andere Staaten ihre Finger im Spiel gehabt haben sollen. Das ist auch mehr als wahrscheinlich, denn dass Familienangehörige von Nasarbajew (oder wer auch immer) in einem geopolitisch so wichtigen Land wie Kasachstan ohne ausländische Rückendeckung einen Putsch versuchen, ist sehr unwahrscheinlich. Der Grund: Putsche sind bei den eigenen Verbündeten sehr unbeliebt und wenn dann auch der Rückhalt der „anderen Seite“ fehlt, dürfte eine Putschregierung kein langes Haltbarkeitsdatum haben.

Hinzu kommen die verdächtigen Erklärungen des Westens, der sich zu den Unruhen in dem Land gar nicht geäußert hat, aber umso hysterischere Erklärungen abgab, als die OVKS ihre Friedenstruppen in Marsch gesetzt hat, was das Ende des Putschversuches bedeutete. Die USA warnten gar vor einer dauerhaften Besetzung Kasachstans durch Russland, was sich schnell als Unsinn herausgestellt hat, da die Friedenstruppen schon in diesen Tagen wieder komplett abziehen, weil sich die Lage im Land beruhigt hat.

Was ich hier geschrieben habe, ist spekulativ, aber es ist das einzige Szenario, dass die Ereignisse – sowohl in Kasachstan als auch die internationalen Reaktionen – schlüssig erklärt. Ob es so war, werden wir erfahren, wenn mehr über den Putschversuch bekannt wird, zumal Kasachstan angekündigt hat, die Ergebnisse zu veröffentlichen, wenn sie vorliegen. Man kann denen natürlich misstrauen, aber zumindest gibt es dann eine offizielle Version der Ereignisse, bisher gibt noch keine wirklichen Erklärungen für die Vorfälle.

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

17 Antworten

  1. Vor allem, wenn man die Schnelligkeit berücksichtigt, mit der da Tokajew entschied, die OVKS anzurufen, die dann auch noch quasi x+0 die erforderlichen Entscheidungen fällte und einige Stunden später vor Ort einschwebte, gleichzeitig ranghohes Personal festgesetzt wurde, von einigen seltsamen Suiziden hoher Militärs, bzw. Polizeibeamter – 2 oder 3 – ganz zu schweigen, meine ich: „Man hat da was gewußt.“

  2. Frage wäre: haben die westlichen Kräfte die Familie „rekrutiert“, oder hat die Familie die die westlichen Kräfte „rekrutiert“?
    Vielleicht läßt sich das dann mit angekündigten Ereignissen in Usbekistan erklären?

  3. Vor allem Rußland und China dürften ein strategisches Interesse an stabilen und verläßlichen Verhältnisen habe, was ich als Kazatomprom Aktionär natürlich unterstütze. 🙂

    1. Wir nehmen zu Kenntnis, das er offenbar zu den ausländischen Oligarchen gehört.

      Kasachstan wird da in naher Zukunft ein Problem lösen müssen, welches die RF so etwa ab 2003 mehr und mehr in den Griff bekommen hat…

        1. Für Kazatom (als weltweit größten und preiswertesten Uranproduzenten und wichtigen Lieferanten) sehe ich auf lange Sicht kein Problem. Warum sollte man dieses Standbein / Goldesel beschädigen? Auch von Baikonur gibt es nichts neues.

  4. _____://ria.ru/20220118/kazakhstan-1768364500.html

    14:01 18.01.2022 (Aktualisiert: 14:27 18.01.2022)

    „Назарбаев выступил с обращением к казахстанскому народу“

    „Nasarbajew wendet sich an das kasachische Volk

    ALMA-ATA, 18. Januar – RIA Novosti. Nursultan Nasarbajew, ehemaliger Präsident von Kasachstan, wandte sich zum ersten Mal seit Beginn der einjährigen Unruhen in der Republik an die Nation.
    Der Pressedienst des Politikers hat eine Videobotschaft auf YouTube veröffentlicht.

    Die lange Abwesenheit des ersten Präsidenten von der Öffentlichkeit hat eine Reihe von Gerüchten genährt, darunter Gerüchte über die Krankheit des 81-jährigen Führers, seinen möglichen Rücktritt und seinen Konflikt mit dem amtierenden Staatschef Kasym-Zhomart Tokajew.
    Nasarbajew hielt eine Rede auf Kasachisch und anschließend auf Russisch. Er sitzt an einem Tisch vor einem Hintergrund aus Nationalflaggen.
    Der ehemalige Präsident erklärte, alle Gerüchte über Konflikte zwischen ihm und Tokajew seien unbegründet.
    „Präsident Kassym-Zhomart Tokajew hat alle Macht, er ist Vorsitzender des Sicherheitsrates und wird bald zum Vorsitzenden der Nur-Otan-Partei gewählt, so dass es in der Elite des Landes keine Konflikte oder Konfrontationen gibt“, sagte Nasarbajew.
    Er betonte, dass er 2019 die Macht an das neue Staatsoberhaupt übergeben hat und seitdem Rentner ist.
    Nasarbajew habe sich „in der Hauptstadt Kasachstans zur Ruhe gesetzt und ist nirgendwo hingegangen“, sagte er.

  5. _____://www.fondsk.ru/news/2022/01/18/qmonitor-kto-vinovat-v-tragedii-kazahstana-55344.html

    „Qmonitor: кто виноват в трагедии Казахстана?
    …“
    __________________________________________________

    gedeepLt:

    „Qmonitor: Wer trägt die Schuld an der Tragödie in Kasachstan?

    Kasachstan hatte niemanden außer Russland und die OVKS, die es um Hilfe bitten konnte

    „Die Menschen, die in diesen Tagen in Alma-Ata und anderen Städten des Landes randalieren, sind meist genau jene „Kinder der Unabhängigkeit“, in die der Staat und die Gesellschaft große Hoffnungen gesetzt haben, weil sie glaubten, dass gerade sie Kasachstan in die Reihe der zivilisierten und wettbewerbsfähigen Länder bringen werden. Die Tragödie vom Januar hat gezeigt, dass wir all die Jahre im Bereich der Jugenderziehung nicht einfach stehen geblieben sind, sondern uns in die entgegengesetzte Richtung bewegt haben. Warum war die Tragödie in Kasachstan möglich? Wie konnten wir eine ganze Generation verpassen? Wer trägt die Schuld an dem, was passiert ist?“

    – ist eine Frage, die die kasachische Online-Ausgabe von Qmonitor dem Politikwissenschaftler Daniyar Ashimbayev stellte.

    Nach Ansicht des Politikwissenschaftlers war der Boden für die Proteste in Kasachstan von langer Hand vorbereitet worden, und im Mittelpunkt standen die sozioökonomischen Probleme, die seit dreißig Jahren niemand mehr zu lösen versucht hatte. Infolgedessen sind einige Regionen schon seit langem so angespannt, dass nur noch ein Streichholz für das große Feuer fehlt.

    Aschimbajew hält es für ganz natürlich, dass junge Menschen die Hauptantriebskraft der Proteste sind. Er schlägt vor, die Augen zu öffnen und sich einzugestehen, dass der Großteil der kasachischen Jugend an den Rand gedrängt wird und dass ihnen die moralischen Werte fehlen, die Menschen haben, die in der Sowjetunion aufgewachsen sind.

    „Junge Menschen haben ein Durcheinander von historischen Mythen, religiösen Slogans und teuren Smartphones, Autos und anderen Attributen eines vermeintlich erfolgreichen Lebens, die massenhaft auf Kredit gekauft werden und die finanzielle Situation der Bevölkerung weiter verschlechtern. Ist es da verwunderlich, dass junge Menschen bei einer so tief greifenden Orientierungslosigkeit und Entwurzelung leicht zu manipulieren sind und oft versuchen, selbst manipuliert zu werden?“

    – erklärt der Politikwissenschaftler.

    Zumal es so viele Beispiele für extremistische Organisationen aus dem Nahen Osten und Zentralasien gibt, die mit ihren Slogans von „Gerechtigkeit“ werben. Andererseits haben junge Kasachen eine eher vage Vorstellung davon, was es bedeutet, ein „gläubiger Muslim“ zu sein, und es ist nicht die Rede davon, den Koran zu lesen und den religiösen Kanon zu kennen.

    Danijar Aschimbajew ist sich sicher, dass die Politiker einen großen Teil der Schuld tragen. Auf ihre Veranlassung hin wurde die Geschichte umgeschrieben, wobei nur negative Dinge herausgegriffen wurden: Hungersnot, Repressionen und Schießereien. Viele Jahre lang erinnerte sich niemand an das Bildungswesen, die Medizin und die wissenschaftliche und technologische Entwicklung Kasachstans, als ob es all das nicht gegeben hätte. In der Region Mangistau zum Beispiel, so der Politikwissenschaftler, ist die beliebteste Literatur in den Buchhandlungen der Adayev-Aufstand von 1929-1932 als Beispiel für Ungehorsam und Widerstand gegen die Obrigkeit. Niemand dort erinnert sich an den einstigen Ruhm ihrer Ölmänner, Atomarbeiter und Wissenschaftler. Ist es da ein Wunder, dass sie aus irgendeinem Grund streiken, fragte Ashimbayev.

    Seiner Ansicht nach hat das Fehlen von „Sozialaufzügen“ [ социальные лифты ] die gleiche Wirkung auf die Marginalisierung der Jugend – es gibt keine im Land außer Sozialaufzüge nur für die „goldene Jugend“.

    Was die Forderung nach einer Rückkehr zu den traditionellen kasachischen Werten betrifft, so kann und wird kaum jemand genau diese Werte formulieren – welche Werte hatten die Nomadenstämme?

    Wahrscheinlich sollte man sich auf die sowjetischen Werte besinnen und nicht auf die nomadische „Zivilisation“, meint der Politikwissenschaftler.

    Wenn man das alles zusammenzählt, erhält man das Umfeld, in dem die infantile und gedankenlose Jugend des Landes aufgewachsen ist.

    „Ein großer Teil der Verantwortung für die Ereignisse im Januar liegt beim Staat selbst und seinen Strafverfolgungsbehörden. Als plötzlich mehr als 20 Tausend Kämpfer in Alma-Ata auftauchten, wirkten die Sicherheitskräfte völlig verwirrt. Das Interessanteste ist, dass diese Kämpfer keine Probleme mit Dokumenten und Unterkünften hatten; sie kannten sich im Gelände sehr gut aus. Wir hatten es mit einer Truppe von mehreren Tausend Mann zu tun, die in den Bereichen Koordination, Nahkampf und Schusswaffenbesitz perfekt ausgebildet war, d.h. die für Kampfeinsätze bestens vorbereitet war. Die Tatsache, dass die Strafverfolgungsbehörden die vor ihrer Nase operierende Terroristenarmee übersehen haben, ist ein Beweis für ihre schwerwiegende Degradierung. Es gab Hinweise, und zwar viele, aber niemand hat sie beachtet“,

    – erinnerte Ashimbayev und betonte, dass sich unter den Randalierern viele Einheimische aus dem Nahen Osten und Afghanistan befanden, die nicht nur leicht ins Land kamen, sondern sich auch leicht mit lokalen Gruppen verbanden und es schafften, die kasachische Jugend zu mobilisieren – und das völlig unbemerkt. Infolgedessen wurden die Vollzugsbeamten innerhalb weniger Stunden buchstäblich zerschlagen, so der Politikwissenschaftler. Die Polizei konnte nicht einmal ihre eigenen Gebäude verteidigen, geschweige denn strategische Objekte. Nach all dem ist es nicht verwunderlich, dass sie um Hilfe von außen, von der OVKS, bitten mussten, auch wenn einige diesen Hilferuf jetzt kritisieren und ihn als „politischen Fehler“ bezeichnen. Aber wenn man bedenkt, wie viel strategische Infrastruktur das Land besitzt – Kraftwerke, Uranindustrie, Ölraffinerien – wird klar, dass Hilfe nötig war.

    Theoretisch könnte sich Kasachstan an China wenden, um Hilfe zu erhalten, so der Politologe, doch sei dies angesichts der starken Sinophobie in der Gesellschaft, die von den Amerikanern in den letzten Jahren aktiv geschürt worden sei, unmöglich. Abgesehen von Russland und anderen OVKS-Mitgliedern gab es also niemanden, den man um Hilfe bitten konnte.

    „Und dann war von Anfang an klar, dass die Nachbarländer die Situation ausnutzen und Truppen in ihre Nachbargebiete einführen könnten – mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben würden. Ich denke, dass Kasachstan diese schwierige Zeit nur dank der Tapferkeit von Präsident Tokajew und der russischen Hilfe überstanden hat. Es ist schwer vorherzusagen, wie sich die Ereignisse in Zukunft entwickeln werden, aber ich bin froh, dass zumindest all diese Fehler offiziell zugegeben wurden und die Regierung ihre feste Absicht bekundet hat, eine ernsthafte Überprüfung der Situation durchzuführen“,

    – ist Daniyar Ashimbayev überzeugt.

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    Dem ist, glaube ich, nicht viel hinzuzufügen – und ich meine, ein hier angesprochenes Problem ist nicht nur ein kasachisches oder „postsowjetisches“…

    1. Danke für die ausführliche Beschreibung.
      Wenn ich das so lese, kommt mir immer wieder der Gedanke in den Kopf, warum ausgerechnet Deuschland
      so sehr mit sogenannten „Ortskräften“ und dergleichen geflutet wird. Ich denke dann meistens nicht weiter…….

      1. Hier ist die andere Seite der Medaille – der Familienclan von Nasabajew (Елбасы/ Jelbasa [?] ist irgendein Titel) und die „Türkische Spur“, die ist ganz wichtig.

        _____://www.fondsk.ru/news/2022/01/18/idei-elbasy-zhivut-i-pobezhdajut-55345.html

        „Идеи Елбасы живут и побеждают
        …“

        „Die Ideen von Jelbasa leben weiter und gewinnen

        Kasachstan befindet sich inmitten eines Sturms, aus dem es kein Entrinnen gibt und der ständig seinen Kurs ändert

        Die Stationierung von OVKS-Truppen in Kasachstan hat den schleichenden Staatsstreich in Kasachstan unterbrochen. Die aggressivsten Elemente sind aus den rebellischen Städten vertrieben worden. Sie haben sich in benachbarte Republiken oder in die Ausläufer des Tien-Shan zu ihren Stützpunkten und Lagern begeben. Einige von ihnen verstecken sich in Gemeinden rund um salafistische Moscheen. Die Verschwörer in den herrschenden Kreisen Kasachstans sind neutralisiert worden. Dabei handelt es sich um Nasarbajews unmittelbare Familie, vor allem um seine Neffen Kayrat Satybaldy und Samat Abish, den ersten stellvertretenden Direktor des KNB. Nazarbayevs Schwiegersöhne Dimash Dosanov (Vorsitzender von KazTransOil) und Kairat Sharipbayev (Vorsitzender von QazaqGaz) wurden entlassen. Andere Verwandte von Nasarbajew wurden strengstens vor der Überausbeutung von Arbeitern gewarnt und aufgefordert, ihr Einkommen zu teilen.

        Präsident Tokajew hat damit begonnen, junge Menschen in die Führungsstrukturen einzustellen und Beamte zu ersetzen.

        Es wurden Pläne für die Entoligarchisierung der Wirtschaft und andere Reformen angekündigt. Das Parlament scheint Tokajews Initiativen zu unterstützen, und er genießt ein gewisses Maß an politischer Unterstützung. Er hat die Anweisung erteilt, die Arbeit an den Spezialeinheiten zu beschleunigen und konkrete Vorschläge zur Reform des nationalen Sicherheitssystems vorzulegen. Eine Untersuchung der Ereignisse vom Januar ist im Gange. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft hatten die Ermittlungsgruppen bis zum 15. Januar 546 Strafsachen eröffnet und untersuchten diese, darunter 44 Fälle von Terrorismus, 34 Fälle von Massenunruhen und 15 Fälle von Mord. Ein Ermittlungsteam der territorialen Abteilung der Finanzaufsichtsbehörde für die Region Mangistau (Teil der ehemaligen Region Guriew) hat den ehemaligen stellvertretenden Energieminister Zhumabay Karagayev, Manager von elektronischen Handelsplattformen und Personen, die an der ungerechtfertigten Erhöhung des Flüssiggaspreises in der Region Mangistau beteiligt waren, festgenommen. Karagaev wurde mit richterlicher Genehmigung für zwei Monate in Untersuchungshaft genommen.

        Die erste Tranche in Höhe von 350 Millionen Tenge (800.000 $) wurde an den öffentlichen Sozialfonds Kasachstan Halqina überwiesen. Das Geld wurde von den Aktionären des Stepnogorsker Bergbau- und Chemiekombinats überwiesen.

        Dieses optimistische Bild verblasst jedoch, wenn klar wird, dass Präsident Tokajew im Lande nur kosmetisch aufräumt, ohne die Interessen der Hauptverantwortlichen für die Krise, des Clans von Nursultan Nasarbajew, zu berühren. Nach der Art und Weise zu urteilen, wie Tokajew den inneren Kreis von Nasarbajew behandelt, der eindeutig in den Putschversuch verwickelt ist, ist es klar, dass das Jelbasa-Lager weiterhin existiert. Nach Angaben mehrerer informierter Quellen hat Nasarbajew Kasachstan nicht verlassen, sondern bleibt in der Hauptstadt und steht in ständigem Kontakt mit Tokajew. Das heißt, er nimmt weiterhin Einfluss auf die Situation, obwohl Tokajew weiß, dass das Ziel des gescheiterten Putsches darin bestand, Nasarbajews Tochter Dariga ins Präsidentenamt zu bringen. Oberflächlich betrachtet scheint Tokajew einen Staatsstreich vermieden zu haben, der ihn zumindest mit dem politischen Tod bedrohte, aber er wagte es nicht, mit den Initiatoren abzurechnen. Was bedeutet die Entlassung der Schwiegersöhne von Nasarbajew? Die Eigentumsinteressen dieser Multimilliardäre sind davon nicht betroffen. Sie haben in ihren Händen eine große finanzielle und administrative Ressource, die sie im richtigen Moment einsetzen können. Dasselbe gilt für die Neffen von Nasarbajew in der KNB-Führung. Dahinter befinden sich die dem Clan treu ergebenen Offiziere. Sie alle sind in der Lage, sich schnell von dem Schock zu erholen und ihre eigene Schockstaffel zu bilden, wenn man ihnen die Hände frei lässt.

        Dies scheint gefährlich zu sein, aber Tokajew beschloss dennoch, nicht auf die Zusammenarbeit mit Russland zu setzen, da er befürchtete, dass die lokalen Nationalisten diese Karte gegen ihn ausspielen würden. In dieser Situation sah er sich gezwungen, die geopolitische Ausrichtung Kasachstans, das sich im Fadenkreuz mehrerer Großmächte befindet, deutlich zu machen. Sich zur Neutralität zu bekennen, würde bedeuten, sich als Köder für die Anmaßungen der Starken und Aggressiven zu exponieren.

        Tokajew muss jedoch nichts Neues erfinden. Nasarbajew hat schon längst alles für ihn getan. Alles hängt davon ab, ob er das politische Erbe von Yelbasa antreten wird.

        Nasarbajew konnte als Politiker mit Anspruch auf die Rolle des Vaters der Nation nicht ohne sein ideologisches Gepäck bleiben, nachdem er die kommunistischen Ideen mit Füßen getreten hatte. Er machte eine Kehrtwende und ist heute einer der führenden Köpfe bei der Umsetzung der türkischen Doktrin des Großen Turan. Yelbasy sieht die Zukunft in der Türkisierung der Kasachen. Während der Konferenz der Turkstaaten am 12. November 2021 sandte er folgende Botschaft an Erdogan: „Gemäß Ihrer Entscheidung wurde Turkestan der Status einer geistigen Hauptstadt der türkischen Welt verliehen. Am Vortag fand in derselben Stadt die 10. Jubiläums-sitzung der Parlamentarischen Versammlung der Türkisch sprechenden Staaten erfolgreich statt. Ich hoffe, dass in Zukunft, wenn Allah es will, auch Ihr Weg in das heilige Turkestan führen wird. Unsere Völker werden immer in der Erinnerung derjenigen bleiben, die als erste die Souveränität ihrer Länder kennengelernt haben, die Teilnehmer des Gipfels. Wir sind stolz auf die historischen Errungenschaften und Leistungen der türkischen Länder. Darüber hinaus setzen sich unsere Staaten neue ehrgeizige nationale Entwicklungsziele“.

        In einer Rede in Istanbul anlässlich der Gründung der Organisation der Turkstaaten sagte Nasarbajew: „Zusammen mit den Menschen in den Weiten Sibiriens werden wir 200 Millionen Brüder sein.“ Seiner Ansicht nach wird Kasachstan in das geopolitische Projekt der Türkei integriert und erhält in der Stadt Turkestan einen Ehrenplatz als „geistiges Zentrum“ der türkischen Welt.

        Tokajew ist der Ansicht, dass eine neue nationale Doktrin das Land einen und regierbar machen könnte. Die Freundschaft mit Russland kann in seinen Augen keine nationale Idee sein. Aber der Pan-Turkismus kann seinen Zweck erfüllen. Der Präsident wird diesen Weg fortsetzen, mit dem etwas von der kriminellen Oligarchie befreiten Clan von Jelbasa im Rücken.

        Es gibt jedoch Fragen, die Tokajew für sich selbst beantworten muss.

        Mit der Forderung nach dem Abzug der Truppen aus Kasachstan hat er sich die Möglichkeit genommen, sich auf seine traditionellen Verbündeten zu stützen, und ist mit einer angeschlagenen Opposition im eigenen Land allein gelassen. Wenn seine Reformen von der Opposition angefeindet werden, erwartet ihn ein „heißer Sommer“. Terroristen werden aus den Berglagern und dem Untergrund auftauchen. Dies gilt umso mehr, als ihre Herren in der Golfregion raten, und diese Herren brauchen ein orthodoxes muslimisches Regime. Diesmal sollte sich Tokajew jedoch nicht auf die Hilfe der OVKS verlassen, denn er ist auf sich allein gestellt und muss das Problem selbst lösen.

        Selbst wenn es ihm gelingt, auf dem Präsidentenstuhl zu bleiben, wird er dem von Nasarbajew vorgegebenen Weg folgen. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Tokajew keine Einwände dagegen hatte, dass türkische NGO’s türkisches Geld verwenden, um in Kasachstan irgendetwas zu tun, von der Einrichtung von Schulen und der Ausbildung von Kindern bis hin zur Beeinflussung von Strafverfolgungsbehörden.

        Die Turkisierung Kasachstans hat jedoch mächtige Gegner. Das Konzept des Großen Turan wird in der EU und in den USA mit Feindseligkeit betrachtet. Ein aus Sicht des Westens übermäßiger Anstieg der geopolitischen Macht Ankaras wird zu neuen internationalen Katastrophen führen. Aus diesem Grund ist es Erdogan nicht gelungen, die Kurden in Syrien zu kontrollieren, und sein gesamter Feldzug im Nahen Osten kann eher als Misserfolg denn als Erfolg bezeichnet werden. Im Falle einer Annäherung Kasachstans an Ankara wird der Westen langsam auf die Idee kommen, sich in die inneren Angelegenheiten Kasachstans einzumischen und sein Regime zu zerstören, so wie die Regime von Hussein und Gaddafi zerstört wurden.

        Kasachstan hat eine einflussreiche russische Diaspora und Kasachen, die mit Russland und nicht mit der Türkei sympathisieren. Der Nordosten Kasachstans wird der Türkisierung nicht gleichgültig gegenüberstehen, und auch dort wird es zu Spannungen kommen.

        Tokajew muss verstehen, dass der sicherste Weg der Entwicklung für ihn und der zuverlässigste für Kasachstan darin besteht, die Beziehungen zu Russland zu stärken und von ihm Garantien für seinen eigenen souveränen Status zu erhalten. Die Republik befindet sich in einem Sturm, aus dem es kein Entrinnen gibt und der ständig seinen Kurs ändert.
        …“

  6. In Tokajews Regierung behalten elf der 20 Minister ihre Posten. Der pro-türkische Askar Umarow ist nun der erste streng antirussische Informationsminister. Russen nannte er „Alkoholiker“ und „Kolonisatoren“.
    Die russische Presse ist empört: Jewgeni Primakow Jr. (Enkel des früheren Premierministers und Direktor der Föderalen Agentur der GUS) lehnte es ab, mit „russophobem Müll“ zusammenzuarbeiten.

    http://www.zerohedge.com/geopolitical/why-kazakhstan-crisis-much-bigger-deal-western-media-letting
    https://t.co/pGputJwi2C Der Weißrusse Dzmitry Halko prahlt, mit Maidan-Veteranen den Kasachstan-Aufstand organisiert zu haben: https://twitter.com/ClintEhrlich/status/1479525188307980290

    http://www.dailymail.co.uk/news/article-10384151/Kazakhstan-denies-funded-bio-lab-seized-protesters-deaths-rise-164-bloody-riots.html 10.1.2022
    Der Putsch rückte auch – wie in Wuhan von US-Behörden teilfinanzierte – „Biolabs“ in Kasachstan ins Blickfeld.

  7. Hier hat jemand versuch eine Südfront gegen Russland aufzubauen und eine Nordfront gegen China.
    Der Hintergrund solcher Verschwörungen ist immer der selbe, auch deren Aufbau. So mache ich für Herrn Röper auf meinem Blog etwas Werbung, für sein neues Buch und die Strategie es zu erstellen.

    Jede Verschwörungspraxis hat drei Seiten.
    Wie bei einer Münze, die einen Zahnkranz als Umrandung besitzt.
    Die obere Seite zeigt die offizielle Seite der Verschwörung, die Hinterseite die verdeckte Seite, der seitliche Zahnkranz greift in andere laufende oder geplante Verschwörungen ein.
    http://freigeldpraktiker.de/weltenaufgang/blog/article/das-netzwerk-der-covid-verschwoerung-aufgedeckt

  8. Es ist mir erst einmal egal, ob da irgendwann einmal konkret der Einfluss von Dritten aus dem Ausland eine Rolle spielt.
    Wenn ich es richtig verstanden habe, haben sich Arbeiter gegen die massive Erhöhung von Lebenshaltungskosten gewehrt. Das war wohl der Ausgangspunkt. Und nun….nachdem ja die Erhöhungen zurück genommen wurden, hat sich da was an der sozialen Not der Arbeiter in Kasachstan geändert?
    In Kasachstan gab es doch wohl schon seit Jahren das Bestreben den Einfluss der Familie Nasarbajew und ihrer Vasallen zu beenden.

    Wird der Raub durch die Familie Nasarbajew nun beendet? Wird das korrumpierte Vermögen der Familie Nasarbajew und ihrer Vasallen zur Verbesserung des Wohlstandes in Kasachstan eingesetzt?
    Fordert die neue Regierung die Rückführung von veruntreuten Vermögenswerten Kasachstan aus dem Ausland?
    Was wird denn mit all den kasachischen Chordorkowski?

    Tokajew ist doch ein Ziehkind von Nasarbajew!
    Ist er wirklich geläutert und handelt nun im Interesse seiner Landsleute?
    So lange, die Familie Nasarbajew ihren korrumpierten und geraubten Reichtum, auch im Ausland behalten dürfen, müssen die Arbeiter nochmals massiv nachfordern, mit Hilfe neuer Gewerkschaftsstrukturen. usw.
    Das schleichende Drüberlegen einer Decke über die Angelegenheit, insbesondere seitens der USA,NATO u d EU macht mich sehr misstrauisch.

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